Berichte aus dem Museum

 

Das Museum bekommt eine neue Heizung

Manch eine*r wird sich fragen, was es für eine Bewandtnis mit den Absperrungen, Erdhügeln und Kanälen vorm Märchenmuseum hat:
Nach vielen Jahren treuer Dienste ist der Heizkessel im Museumskeller altersschwach geworden. Seit letztem Winter gibt es mehrmals am Tag Momente in denen er vergisst, was seine Aufgabe ist. Netterweise nimmt er bei gutem Zureden seinen Dienst regelmäßig wieder auf, doch besteht immer die Sorge, dass er es irgendwann nicht mehr schaffen wird. Deshalb wurde dem Museum zugesagt, dass es an die Fernwärme angeschlossen werden solle. Lange blieb die Wärme fern, doch seit Anfang Januar kommt sie sichtbar näher. Nun sind nur noch ein paar Probleme zu klären, damit der Anschluss auch klappen kann und unser tapferer Heizkessel in Rente gehen darf. Heißer Tee und viel Bewegung hilft den Mitarbeiterinnen derweil, nicht allzu sehr zu frieren.



 

Helga Catharina Lüggert †

Helga Catharina Lüggert, 1934 in Oer-Erkenschwick geboren, war eine begnadete Erzählerin. Das Talent hatte sie von ihrer Großmutter geerbt, die sie als Kind, wie sie gerne erzählte, mit auf die Bauernhöfe im Münsterland nahm, wenn sie dort zum Helfen und Erzählen eingeladen war.

Helga Catharina Lüggert kam in den 1990er Jahren zum Erzählkreis des Märchenmuseums und blieb, bis ihre Krankheit sie zwang, zu Hause zu bleiben. Doch auch danach besuchte sie noch einige Male, begleitet von einer Freundin oder ihrer Tochter das Märchenmuseum.

Mit ihrem Erzähltalent, ihrer Erfahrung und ihrem scheinbar unerschöpflichen Repertoire prägte sie über viele Jahre den Erzählkreis. Zahlreiche Mitglieder nahm sie unter ihre Fittiche und förderte sie individuell. Die Absolvent/innen ihrer Erzählkurse an anderen Orten führte sie häufig zu einer abschließenden Erzählrunde ins Märchenmuseum. Unterwegs auf vielen Mächentagungen und Kongressen, brachte sie immer wieder neue Ideen und frischen Wind von ihren Reisen mit in den Kreis. Der im Rahmen der Bad Oeynhausener Märchentage seit 2007 regelmäßig angebotene sogenannte „Schnupperkurs Märchenerzählen“ war ihre Idee und wurde bis 2014 auch von ihr geleitet.

Sie entwickelte maßgeblich den Kulinarischen Märchenabend mit, für den sie den historischen Samowar als Highlight auf dem Büfett organisierte. Er konnte aus den Einnahmen des ersten kulinarischen Abends erworben werden und ziert heute dauerhaft den Erzählraum im Museum. Ihre Erzählungen waren Höhepunkte des jeweiligen Abends und ihre Kreationen für das Büffet gehörten zu den köstlichsten der dargebotenen Speisen.

1995 bis 2007 arbeitete sie im Vorstand des Förderkreis Märchenmuseum e.V. mit, immer mit der Zielrichtung, das Museum weiterzubringen. Sie übernahm zahllose Erzählstunden für Gruppen und war, wenn zeitlich möglich, auch immer an jedem größeren Erzählabend im Museum beteiligt. Ihre Stimme und ihre Geschichten klingen noch in uns nach.

Helga Catharina Lüggert besaß eine scheinbar unerschöpfliche Energie, ein großes Herz und war immer offen für neue Ideen. Das Märchenmuseum, sein Förderkreis und die Mitglieder des Erzählkreises verdanken ihr unendlich viel.

Nun ist sie am 27. August nach langer schwerer Krankheit verstorben.

Für uns bleibt sie unvergessen!



 

Corona-Märchen

Weil der Schaukasten vorm Märchenmuseum wegen fehlender Veranstaltungsankündigungen derzeit verwaist ist, wurde er kurzfristig zur Miniaturausstellungsfläche umgenutzt und zeigt jetzt – völlig analog – für alle Vorbeikommenden aktuelle Karikaturen des Berliner Zeichners Olaf Schwarzbach.

Olaf Schwarzbach nimmt bekannte Märchen und konfrontiert die handelnden Märchenfiguren mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Ob Hamstereinkauf für die Oma, Mittagessen mit Mundschutz oder das Homeoffice der Geißenmutter, das den Wolf vor völlig neue Probleme stellt, Märchen können von mehr als nur einer Geschichte erzählen. Schauen Sie auf Ihrem nächsten Spaziergang einfach mal in den Schaukasten und lassen Sie sich erheitern von gekonnten Zeichnungen und pointiert gesetzten Sprechblasen.

Der Künstler, 1965 in Berlin geboren, machte eine Lehre als Offsetdrucker und arbeitete als Kupferdrucker beim Staatlichen Kunsthandel der DDR. Nach der Flucht vor Wehrdienst und Staatssicherheit nach Westdeutschland zeichnet er seit 1990 für verschiedene Medien, u.a. Kowalski, zitty, tip, Tagesspiegel, Die Zeit, Berliner Zeitung, Jungle World, Börsenblatt, n-tv.de, sowie Plakate, Buchillustrationen, Vorlagen für Animationsfilme und Weinetiketten. Er wurde 2003 und 2012 mit dem Deutschen Karikaturenpreis ausgezeichnet und erhielt 2018 den Heinrich-Zille-Karikaturenpreis. Das Märchenmuseum dankt Olaf Schwarzbach für die Erlaubnis, seine „Corona-Märchen“ im Schaukasten zeigen zu dürfen. Mehr zum Karikaturisten: www.ol-cartoon.de



 

Telefonaktion „Bei Anruf Märchen“ war ein voller Erfolg

Die Drähte liefen heiß, manche Anrufenden benötigten viel Geduld, um endlich durchzukommen. Eltern mit Kindern riefen ebenso an wie ältere Ehepaare oder Alleinstehende. Und zwei Damen riefen sogar ein zweites Mal an, weil es ihnen so gut gefallen hatte. Ob als Entspannung nach der Arbeit, als Unterbrechung des Alltags, als Erheiterung im Krankenbett oder um etwas Schönes mit den Kindern zu erleben, es gab viele Gründe anzurufen. Insgesamt 39 Anrufende wollten innerhalb der zwei Stunden dauernden Telefonaktion ein Märchen hören. Alle Anrufende äußersten sich begeistert von der Aktion des Märchenmuseums am Tag des Buches. Die Idee, zu Zeiten geschlossener Museen und ausfallender Märchenerzählstunden, trotzdem Märchen hörbar zu machen, ging also auf.

Die sieben in unterschiedlichen Räumen des Märchenmuseums platzierten Mitglieder des Erzählkreises erzählten per Telefon bekannte Märchen der Brüder Grimm wie Rumpelstilzchen oder den süßen Brei aber auch unbekannte Märchen aus aller Welt, so zum Beispiel die Geschichte vom gelben Storch aus China oder die Geschichte vom Glück am Wege aus Turkmenistan.

Der Erfolg dieser erstmalig durchgeführten Telefonaktion beflügelte die teilnehmenden Erzählerinnen und Erzähler Martin Brune, Katharina Birjukow, Doris Franke, Ariane Höpker, Gisela Krohne, Christina Langhorst und Kerstin Tümmel, die alle fünf bis sechs Märchen erzählten, ebenso wie das Organisatorinnenteam im Hintergrund. Man war sich einig, die Aktion bei Gelegenheit wiederholen zu wollen.



 

Die Museen sind wegen der Corona-Epidemie geschlossen

Was machen die Mitarbeiter/innen?

Seit dem 14. März sind die Städtischen Museen Bad Oeynhausen bis auf weiteres geschlossen. Doch die Museumsangestellten arbeiten hinter verschlossenen Türen weiter und sind während der regulären Bürozeiten per Telefon und Email erreichbar.

Museen haben drei große Aufgabenbereiche: das Sammeln, das Bewahren und das Vermitteln. Meist wird nur Letzteres von der Öffentlichkeit wahrgenommen, wenn es um Sonderausstellungen, Veranstaltungen, Führungen und museumspädagogischen Programme geht. Das Sammeln, die Dokumentation und das Magazinieren der Sammlung geschehen im Verborgenen. Nun, da während der Corona-Epidemie keine Veranstaltungen stattfinden dürfen, können sich die Mitarbeiter/innen voll und ganz den anderen Aufgaben widmen.

Im Märchenmuseum stehen zunächst schon geplante Räumaktionen in den Sammlungsmagazinen an, bei denen alle mithelfen. Sylvia Stepanek geht zum Beispiel weiterhin ihrer Tätigkeit als Bibliotheksassistentin nach und verzeichnet Neuzugänge in der Bibliothek oder kümmert sich um die Einarbeitung von Altbeständen. Die Museumsleiterin Dr. Hanna Dose widmet sich Ordnungsarbeiten an der Sammlung, dokumentiert neue Sammlungsobjekte im Inventarbuch oder stellt einzelne Gegenstände ins Objektportal museum-digital ein. Hauswart Ulrich Tapper vom Museumshof hilft bei Transporten innerhalb des Hauses, ebenso wie seine Kolleginnen ihm bei Magazinarbeiten auf dem Museumshof helfen.

Schauen Sie doch mal unter www.museum-digital/owl.de, was das Märchenmuseum dort an Sammlungsschätzen eingestellt hat.



 

Angela Weber †

Nachruf von Hanna Dose

Angela Weber war seit 1989 bei den Städtischen Museen Bad Oeynhausen als Verwaltungsangestellte tätig. Damit saß sie an der Schaltstelle aller Museumaktivitäten. Sie kannte jeden und wusste um alles Bescheid. Ob Briefe, Rechnungen, Faltblätter, Plakate, Ausstellungstexte, Neuerwerbungen - oder wie sie es nannte „Krempel“ – alles ging über ihren Schreibtisch. Telefonische Anfragen, Buchungswünsche für Kindergeburtstage, Erzählstunden, Führungen auf dem Museumshof, für alle Anrufenden hatte sie eine passende Antwort und fand stets die richtige Person für die Betreuung einer Gruppe. Über die Adressdateien wachte sie mit Argusaugen. Sie war immer gut informiert, hatte ihre über Jahre gepflegten Kontakte in die Stadtverwaltung und für alle Ehrenamtlichen und Mitglieder beider Museumsvereine ein offenes Ohr. So gerne, wie sie sich unterhielt, war sie doch in allen wichtigen Dingen verschwiegen, grundehrlich und, wie ihre Kinder es nannten und wir es immer wieder erlebten, „gnadenlos konsequent“. Mit ihrer Meinung hielt sie nicht hinter dem Berg. Was ihr nicht gefiel, sagte sie.

Ihr Traum vom Veranda-Anbau an ihr Büro zwecks entspannter, sonnenbeschienener Pausenzeiten war nicht zu realisieren, aber zum 50. Geburtstag bekam sie wenigstens eine Zeichnung davon geschenkt. Zum 60. Geburtstag schrieben wir ihr eine Inventarkarte, gehörte sie doch längst zum „Inventar“ des Museums.

Über die Jahre wuchsen wir zusammen und verhielten uns am Ende „wie ein altes Ehepaar“. So empfanden wir es beide. Gut 27 Jahre durften wir zusammenarbeiten, ertrugen gemeinsam alles schwer Erträgliche, freuten uns über Erfolge und lachten über alles Mögliche und Unmögliche. Über die Nachricht von der Walter Kahn-Stiftung, dass dem Museum der Europäische Märchenpreis 2019 verliehen werden sollte, durften wir uns noch gemeinsam freuen. An der Preisverleihung selber konnte Angela leider nicht mehr teilnehmen. An diesem Tag ging sie ins Krankenhaus.
Wir hatten so gehofft, sie wieder zu sehen, aber das sollte nicht sein. Sie verstarb am 21. Januar 2020 nach schwerer Krankheit. Sie ist erlöst. Unser Mitgefühl gilt Ihrer Familie.

Wir vermissen Dich Angela. Danke für die gemeinsamen Jahre!



 

Nachlese der Vorleseaktion Bad Oeynhausen liest Märchen 2020

Auch in diesem Jahr verlief die von der AG Kultur im Februar veranstaltete Leseaktion „Bad Oeynhausen liest Märchen“ wieder sehr erfolgreich. Das Organisatorenteam, dem Maren Doehmen (Druckerei Begegnungszentrum e.V.), Dr. Hanna Dose (Märchenmuseum), Stefanie Hillebrand (Stadtarchiv) und Cornelia Lindhorst-Braun (Arbeitskreis Heimatpflege) angehörten, hatten in diesem Jahr das Motto „Bad Oeynhausen liest Märchen von Tieren“ vorgegeben. Beteiligt waren 29 Leseorte inkl. dem Begegnungszentrum Druckerei e.V., wo ein Märchenfilm gezeigt wurde. Es lasen insgesamt 30 ehrenamtliche Vorleser und Vorleserinnen bei 25 Nachmittagslesungen und 5 abendfüllenden Veranstaltungen. Insgesamt kamen zu den Lesungen und dem Film rund 700 Personen, davon 165 Kinder.

Bei einer „Nachlese“ bei Kaffee und Kuchen im Märchenmuseum bedankte sich die Museumsleiterin bei allen Vorlesern und Vorleserinnen. Hier war noch einmal die Begeisterung aller Beteiligten für das Vorlesen zu spüren. Besonders gelobt wurde von allen, wie freundlich sie als Vorleser an vielen Leseorten empfangen und die Gäste umsorgt wurden. Für eine weitere Verbesserung der Leseaktion im nächsten Jahr wurden viele gute Ideen zusammengetragen.

Die Fotos zeigen ein paar Impressionen von der Leseaktion.
 

Zauberbücher von Kurt Klee

Seit Januar hütet das Märchenmuseum einen neuen Schatz. Bellis Klee Rosenthal übergab dem Museum 19 der sogenannten Zauberbücher ihres Vaters Kurt Klee, mit denen er über viele Jahre für Kinder und Erwachsene Märchen erzählte. Seine Zauberbücher erfand er für sich nach dem Prinzip der Pop-up-Bücher: werden zwei große, zusammenhängende Pappen auseinandergeklappt, zaubern sie eine Landschaft, ein Schloss, einen Thron oder ähnliches hervor.

Der gelernte Gärtner und Anhänger der Jugendbewegung Kurt Klee (1906-1980) war viele Jahre in der Jugend- und Erwachsenenpädagogik tätig, bis er seit den 1950er Jahren freiberuflich als Märchenerzähler arbeitete. Seinen Traum vom „Märchengarten“ konnte er zeitweilig an unterschiedlichen Orten realisieren. Der erste Märchengarten auf Zeit öffnete seine Pforten 1953 in Karlsruhe, seit 1965 bis in die 1970er Jahre betrieb Kurt Klee zusammen mit seiner Frau den Märchengarten Goldener Stein in Frankfurt. Der Zeitgenosse Karl Paetows brannte wie dieser für das Märchen(erzählen).

Die 19 Zauberbücher, so gebraucht und fragil die Unikate auch sind, zeugen in einzigartiger Weise vom Leben und Arbeiten eines Märchenerzählers Mitte des 20. Jahrhunderts. Insofern sind die Bücher ein wertvoller Schatz für das Märchenmuseum. Das Museum bedankt sich herzlich bei Bellis Klee Rosenthal für die großzügige Gabe!
 

Preisverleihung in Volkach

Am 19. September war es soweit: das Deutsche Märchenmuseum und seine langjährige Leiterin Dr. Hanna Dose wurden mit dem Europäischen Märchenpreis 2019 der Märchen-Stiftung Walter Kahn ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand statt im Rahmen der diesjährigen Jahrestagung der Märchen-Stiftung in der Abtei Münsterschwarzach, die sich thematisch mit dem Wetter im Märchen beschäftigte.
In einer Feierstunde im katholische Pfarrheim in Volkach überreichte Roland Kahn, der Vorsitzende der Märchen-Stiftung zusammen mit dem Kuratoriumsvorsitzenden Jürgen Janning den mit 5.000,-- € dotierten Preis. Die Laudatio hielt Prof. Sabine Wienker-Piepho. Am selben Abend wurde auch Dr. Dieter Brand-Kruth mit dem Lutz-Röhrich-Preis ausgezeichnet für seine inhaltsreiche Dissertation über das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten. Anschließend wurde bei Häppchen und Wein mit den Tagungsteilnehmer/innen und weiteren Gästen gefeiert. Aus Bad Oeynhausen angereist waren zusammen mit der Museumsleiterin auch die Vorsitzende des Förderkreises, Anette Gohlke, und die Bibliotheksassistentin, Sylvia Stepanek.
Näheres zur Märchenstiftung Walter Kahn: www.maerchen-stiftung.de
 

Europäischer Märchenpreis 2019

Die Märchenstiftung Walter Kahn hat dem deutschen Märchen- und Wesersagenmuseum den Europäischen Märchenpreis 2019 zuerkannt. Im Anschreiben an das Märchenmuseum heißt es: "Wie auch die Märchen-Stiftung Walter Kahn im Sinne ihres Gründers handelt, pflegt und führt das Deutsche Märchen- und Wesersagenmuseum bis heute die lebendige Tradierung der Volksmärchen und Sagen im Sinne des Gründers und Kunsthistorikers Dr. Karl Paetow."

Die Museumsleiterin Dr. Hanna Dose hat sich in einem Schreiben an den Vorsitzenden der Stiftung, Roland Kahn, für die große Ehre bedankt und wird den mit 5.000 € dotierten Preis am 19. September in Volkach entgegen nehmen.

Diese Auszeichnung ist ein Dank an alle, die sich für die Förderung des Märchenmuseums und die Pflege der Märchen und des Märchenerzählens eingesetzt haben. Dazu gehören vor allem auch Sie, liebe Mitglieder des Förderkreis Märchenmuseum e.V.! Näheres zur Märchenstiftung Walter Kahn: www.maerchen-stiftung.de